Untertitel:
Eine kritische Auseinandersetzung anhand ausgewählter programmatischer Texte im Kontext des Expressionismus
Verlag:
GRIN VERLAG
Erschienen:
17.06.2020
Seitenanzahl:
23
EAN:
9783346183859
Sprache:
Deutsch
Format:
PDF
Schutz:
Dig. Wass.

Der Heimatlosigkeit-Topos in Yvan Golls Werk als Basis einer gesamteuropäischen Avantgarde-Bewegung?

Lucas Kazzer


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Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Anfang und Ende des Expressionismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Leben des elsässischen Dichters Yvan Goll, gebürtig Isaac Lang, liest sich wie die immerwährende Flucht eines seiner Herkunft entfremdeten Künstlers, welcher sich, von einem grundlegenden Gefühl der „Heimatlosigkeit“ gezwungen und, das wird zur Frage stehen, getrieben sah, in seiner Existenz, ebenso wie in seinen literarischen Bestrebungen von „Exil“ zu „Exil“ zu wandern. Das wohl am meisten zum Thema seiner Heimatlosigkeit bemühte Zitat über und von Yvan Goll ist die mystische Selbstkategorisierung und de-personalisierte Kurzbiographie, die der Dichter über sich selbst in Kurt Pinthus‘ Anthologie ‚Menschheitsdämmerung‘ von 1920 angab: „Iwan Goll hat keine Heimat: durch Schicksal Jude, durch Zufall in Frankreich geboren, durch als Stempelpapier als Deutscher bezeichnet.“ Bereits aus diesem Selbstzeugnis eines hin- und hergerissenen zweisprachigen Dichters zwischen den modernen Avantgarden Europas „spricht das unbesiegbare Gefühl der Heimatlosigkeit“ in dem für Goll typischen Spannungsfeld der Bilingualität beziehungsweise des Sprach- und Kulturdualismus‘ zwischen Deutsch und Französisch. Im Kontext der schweren kriegerischen Erschütterungen Europas durch den Ersten Weltkrieg und „der Sinnkrise […], die den geistigen Hintergrund um die Jahrhundertwende bildet“ sah Goll, seine menschliche Unbehaustheit nicht nur als Folge der prägenden kriegerischen Ereignisse, sondern empfand deren Ursache als innerhalb der Determinierung seiner jüdischen Existenz mythologisch angelegt. Der Begriff Diaspora stellte, sozio-historisch auf Golls kulturelle Herkunft bezogen keinen Ausnahmezustand dar. Wichtig ist jedoch, diese Exilsituation nicht als ausschließlich negative Bürde zu begreifen, welche sich Goll durch sein „Jüdisch-Sein“ auferlegt sah, sondern viel mehr zu erkennen, dass für den Dichter die Determiniertheit der Existenz als Exil grundlegend in der Realität einer unverbrüderten Welt, bestimmt durch nationale Grenzen und der durch sie bedingten Konflikte, begründet erschien. Der Position des Exilanten wohnt aus der Sicht des Dichter somit auch die Möglichkeit inne, gesamt-europäische Zusammenhänge aus einer objektivierten Perspektive zu betrachten. Sein Judentum ließ in das Ausgeschlossen-Sein aus diesen sich gegenseitig negierenden Weltteilen der nationalen Interessen – gespiegelt ja bereits im Zwiespalt seiner elsässischen Herkunft – bereits früh begreifen und als signifikant für die gedankliche Ausrichtung seines dichterischen Werks adaptieren.

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