Bindeglied zwischen Staat und Gesellschaft - Vergleich der Parteien in der Bundesrepublik und den USA
Parteien spielen in allen politischen Systemen westlicher Demokratien eine wesentliche Rolle. Als Vermittler zwischen der Gesellschaft und dem Staat rekrutieren sie in der Bevölkerung Kandidaten und lassen diese an Wahlen teilnehmen, um staatliche Ämter zu besetzen. Dadurch partizipieren die Parteien an der Staatsgewalt, bringen Gesetzesvorschläge in den politischen Willensbildungsprozess ein und werben für deren Zustimmung in der Bevölkerung. Obwohl sie in allen Demokratien im Wesentlichen die gleichen Aufgaben wahrnehmen, ist bereits die rechtliche Definition des Begriffes der Partei extrem unterschiedlich. Während in Deutschland zum Beispiel die Partei über das Grundgesetz und das Parteiengesetz als Organisation von Bürgern definiert wird, die bestimmte Staatsaufgaben und Funktionen wahrnimmt, werden in den Vereinigten Staaten von Amerika unter dem Begriff der Partei, im Gegensatz dazu, drei Bedeutungen verstanden. Die party organisation steht dabei für die Partei als Organisation von der kleinsten lokalen Ebene, bis hin zur lockeren Föderation auf nationaler Ebene. Die party in Congress bezieht sich hingegen nur auf die Gruppe von Abgeordneten im Kongress, die mit Hilfe der gleichen Partei in ihr Amt gewählt wurden. Party in the electorate steht schließlich für eine bei Meinungsumfragen erkennbare Wählerkoalition, die sich aus unterschiedlichen Interessen zusammensetzt.
Parteien sind demnach hoch komplexe Gebilde, die in der Öffentlichkeit der Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik unterschiedlich wahrgenommen werden. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit sich die Parteien hierbei in ihrer Aufgabe als Transmissionsriemen zwischen Staat und Gesellschaft unterscheiden und wie weit ihr Einfluss auf die Staatsgewalt reicht.
