Verlag:
GRIN VERLAG
Erschienen:
09.05.2023
Seitenanzahl:
15
EAN:
9783346868930
Sprache:
Deutsch
Format:
PDF
Schutz:
Dig. Wass.

Antimodernismus und Inkommunikabilität bei Hugo von Hofmannsthal

Karlheinz Gradl


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Wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Das zeitgeschichtliche Phänomen eines „zur Kultur Werden der Kultur“ hat Adorno als Symptom beginnenden Zerfalls eines kulturell reflektierten gesellschaftlichen Bewusstseins beschrieben, „denn in der Zurücknahme auf sich selbst“ dichtet Kultur sich ab „gegenüber der Fatalität des Lebensprozesses“ im Versuch, die „Idee der Reinheit“ zu bewahren“. Diese Idee, die nach dem Verlust des Absolutheitsanspruchs der (christlichen) Religion im Säkularisierungsprozess der Neuzeit die Funktion einer metaphysischen Instanz übernimmt, führt bei denen, die sie auf kultureller Ebene repräsentieren, zur Distanzierung von der kontingenzbehafteten Realität sowie zur Fixierung auf ein Verständnis von Kultur als Reservoire vermeintlich zeitlos gültiger Werte und Einsichten. Eng verknüpft mit dem Prozess aber ist ein Weltbild, das sich auf der Ebene gesellschaftlichen Bewusstseins im Widerstand gegen eine, jene „Reinheit“ kontinuierlich in Frage stellende Moderne artikuliert.Moderne, gesellschaftstheoretisch definiert, ist der von der Aufklärung in Gang gebrachte Prozess der „Enttraditionalisierung“ von Weltbildern im Hinblick auf deren Eigenschaft, „Vertrautheit, Transparenz und Zuverlässigkeit“ im kommunikativen Handeln der Subjekte gewährleisten zu können. Der Vorgang führt im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer Autonomisierung verschiedener Bereiche gesellschaftlichen Lebens und dementsprechend zur Konstituierung multipler, nicht mehr zwangsläufig religiöser und damit ganzheitlich begründeter Weltbildkonstruktionen. In Abgrenzung zu den Lebenswelten der sogenannten „Masse“, wird das Bildungsbürgertum dabei zur bevorzugten sozialen Trägerschicht einer Weltanschauung, deren „reines“, Ganzheitlichkeit ausschließlich auf der Ebene des Kulturellen verwirklichendes Ethos wesentlich bestimmt wird von der nach 1800 in den Rang eines „deutschen Mythos“ auf- gestiegenen literarischen Hochkultur Weimars. Der damit erhobene intellektuelle „Anspruch auf Verallgemeinerung“ eines den Kontingenzen des Sozialen enthobenen, exklusiven Weltbilds aber erlaubt es dem Bildungsbürgertum, den eigenen gesellschaftlichen Status kontinuierlich „nach unten hin abzugrenzen“.

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